Wenn es mehr als eine Modeerscheinung ist, durchaus mit Kosten verbunden ist, muss es etwas bringen. Und in der Tat es gibt gewichtige Stimmen der Businesswelt und es gibt mittlerweile empirische Untersuchungen.
Äußerungen des Ex CEO von Google Erik Schmidt, der über sich und über seine Wahrnehmung der Manager im Silicon Valley berichtet und seine Erfolge auch auf seinen Coach zurückführt, befördern das positive Image. Aber unabhängig von Einzelmeinungen, es gibt auch Fakten: laut Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching[1] bestätigen sich die empirischen Ergebnisse, die im deutschsprachigen Raum von Professor Schermuly und seinen Mitarbeiterinnen veröffentlicht wurden.
DeHaan und Mitarbeiterinnen (2019)[2] konnten in einer Untersuchung mit einer Kontrollgruppe, die kein Coaching erhalten hatte, aufzeigen, dass 85 % mit ihrem Coaching sich deutlich besser fühlten. Noch eindrucksvoller: deren verantwortliche Linienmanager bestätigten ebenso eine höhere Leistungsfähigkeit.
Coaching hat also in mehreren Befragungen eine positive Auswirkung auf das persönliche Wohlgefühl, die Arbeitszufriedenheit, die Selbststeuerung und Leistungsfähigkeit. Alles keine 100 % Beweise aber zu mindestens eine Bestätigung, dass es nicht nur um Marketing und Wolkenschieberei geht.
Was macht ein Coach eigentlich um diese Effekte zu erzielen?
Die Aufgabe des Coaches ist es, respektvoll, freundlich, auf Augenhöhe herauszufordern. Der Coach ist nicht der höfliche Freund. Vielmehr soll er wohlmeinend irritieren, herausfordern, nachdenklich machen und hoffentlich zu neuen Erkenntnissen verhelfen. Die Rolle des Executive Coaches ist es, auf Augenhöhe dem Coach zu helfen, sich zu sich selbst und zu seiner Umwelt in Beziehung zu setzen. Mit Flughöhe auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schauen, um die eigene Leistungsfähigkeit zu stärken. Das ist der Job. Erfahrene Coaches können unterscheiden, wann etwas nicht in das Coaching sondern in die Psychotherapie gehört. Gute Coaches machen ihre Klienten nicht abhängig, um Geld zu verdienen.
Nebenbei Coaching ist auch für den Coach nicht ohne Anstrengung.
Coaching hört sich leicht an. Aber ähnlich wie in der Psychotherapie ist für Tor geöffnet für eine emotionale Überforderung. Schließlich heißt es Ärger, Wut, Depressionen und Ängste in sich aufzunehmen, aber nicht an sich heran zu lassen.
Auf Plausibilitätsebene nimmt die Nachfrage nach qualifizierten Executive Coaching zu, weil das Arbeitsumfeld zunehmend komplexer wird. Ich bekomme mit dem Executive Coaching ein personalisiertes Entwicklungsangebot, das durch das VUKA (volatil, unsicher, komplex, Ambiguität) – Umfeld zu steuern hilft. Nicht Lösungen sondern die Logik des auf die Person und Situation abgestimmten Lösungswegs wird zur Verfügung gestellt.
Hinzu kommt, dass auch heute die Luft an der Spitze immer dünner wird: Freunde und Familie erzählen einem, mit Abstrichen, was man hören möchte. Mit wem kann ich, ohne dass ich Interessen vermuten muss, in einen herausfordernden Austausch auf Augenhöhe gehen? Zu wem habe ich Vertrauen, mich unperfekt zeigen zu können: professionelle Zuhörer und Fragensteller. Executive Coaches sind professionelle Zuhörer und Fragensteller. Bequem zu organisieren ist es auch. Mittlerweile kann ich Executive Coaches einfach und sogar online buchen.
Früher wurde Coaching als Schwäche interpretiert und häufig geheim gehalten. Heute prägt das Bild des Athleten die Diskussion, der einen persönlichen Coach zur Verfügung gestellt bekommt, um Spitzenleistungen zu zeigen.
Business-Coaching ist deutlich mehr als eine Modeerscheinung, da das Coaching auch im eigenen Führungsalltag als Führungstechnik mit den eigenen Mitarbeitern Einzug gefunden hat. Es hilft komplexe Problem zu bewältigen.
Nicht Moderescheinung aber Abbild des Zeitgeists: wie in fast allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens werden Angebote einer auf die Person und Situation zugeschnittenen Dienstleistung gern genommen, insbesondere wenn es gelingt, etwas Festverwurzelndes im eigentlich Bodenlosen an die Hand zu geben.
Literatur
De Haan, E.; Gray, D.E. & Bonneywell, S.: Academy of Management Learning and Education, 18.4, 1-25, 2019: Executive coaching outcome research in a field setting
Quellen:
[1] Greif, Müller, Scholl, 2018.
[2] De Haan, Gray, Bonneywell, 2019.