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Fachbeiträge zum Thema Systemisches Business Coaching

Neue Beiträge aus dem Magazin

Systemische Supervision von systemischem Business Coaching

Supervision macht Spaß, entlastet und professionalisiert die Businesscoach-Arbeit. Nach einer internationalen Studie von Hawkins und Turner (2017) nehmen derzeit im weltweiten Durchschnitt 83 % der aktiven Businesscoaches Supervision in Anspruch. Doch der Mittelwert täuscht: in Großbritannien und Europa ist Supervision bei Coachingprozessen weit verbreitet (GB: 92 % beziehungsweise Europa: 81 %) in Nordamerika ist Supervision […]

Teamtag bei Dr. Klepsch & Partner 30.08.19 „Matrix meistern und Agilität“

Beim alljährlichen Teamtag von Systemische Managementberatung Dr. Klepsch & Partner letzten Freitag hat sich unser buntes Team aus Coachinnen und Coaches aus Hamburg, Berlin und Köln mit brandneuen Themen auseinandergesetzt. Wir möchten die Community und InteressentInnen teilhaben lassen an geführten Diskussionen, Erkenntnissen und neuen Eindrücken zu Themen wie Working-out-loud, Webinare, Podcasts und neuem Wording für […]

Systemische Coaching Ausbildung sichert Ihren Wettbewerbsvorteil und was hat das mit Systemischer Therapie zu tun

Die Systemische Psychotherapie wird künftig als Versicherungsleistung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Nach mehr als 10 Jahren Kampf der Systemiker um den Nutzen und die medizinische Notwendigkeit der Systemischen Therapie hat die Systemische Therapie eine Anerkennung über eine wissenschaftliche Wirksamkeitsprüfung erhalten. Diese Entscheidung hat wichtige Folgen für die zukünftigen systemischen Coaches und Berater.

Dr. Rüdiger Klepsch

Dr. Rüdiger Klepsch

Inhaber und Change Berater

Ihr Ansprechpartner für effektives Change Management

Menschen bewegen. Organisationen begleiten. Unternehmen beraten.

Systemisches Coaching: Warum Sie sich dafür entscheiden sollten

Dr. Rüdiger Klepsch

Dr. Rüdiger Klepsch

Inhaber und Change Berater

Ihr Ansprechpartner für effektives Change Management

Coachingnachfragen und Coachingangebote erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die auf dem Markt zur Verfügung stehenden Ansätze sind vielfältig. Wir halten systemisches Coaching für die geeignetste Coachingform, um den aktuellen Herausforderungen einer hochwechselhaften, unsicheren, sehr komplexen und vieldeutig interpretierbaren Welt zu begegnen. Warum?

Systemisches Coaching ist ein zielorientierter Prozess

Im ersten Draufschauen sieht man bei dem systemischen Coaching nichts anderes als bei anderen professionellen Anbietern auch. Systemisches Coaching unterscheidet sich nicht von anderen professionellen Coaching Verfahren in Bezug auf die angestrebte Augenhöhe zwischen Coachee und Coach. Die Lösungen werden nicht vorgegeben, sondern entstehen durch die gemeinsamen Reflektionen.

Es ist kein Training, kein Mentoring. Es handelt sich vielmehr – wie bei den meisten professionellen Coachingverfahren- um einen strukturierten, zielorientierten Prozess, der zeitlich begrenzt ist. Die Themen ranken sich wie bei anderen Coaching Verfahren um aktuelle Anliegen, Entscheidungen, Lösung von Konflikten, Sinnfragen, und Karriere-Entscheidungen. Beim zweiten Draufschauen verändert sich das Bild einschneidend:

Systemisches Coaching als Form der Beratung

Systemisches Coaching ist als Form der Beratung in der aktuellen Welt besonders hilfreich, da der Coachee dadurch im Mittelpunkt steht, dass er immer als Teil eines Systems gesehen wird. Um diese Sichtweise im systemischen Coaching systematisch zu nutzen, dient das systemische Weltbild. Kurz zusammengefasst geht dieses Weltbild von folgenden Annahmen aus: es gibt für einen systemischen Coach nicht die Wahrheit, sondern verschiedene Wirklichkeiten.

Jeder konstruiert sich seine Wirklichkeit. Auch wenn ich es im ersten Moment nicht wahrhaben will, alles was gesagt wird, wird immer von einem Beobachter gesagt. Das gilt für den Coachee und für den Coach. Es gibt kein falsch oder richtig. Falsch und richtig ist abhängig von der jeweiligen Perspektive.

Durch diese bewusst eingenommenen Perspektiven der verschiedenen Systemelemente entstehen Unterschiede. Und diese Unterschiede sind das eigentliche Gold des systemischen Coachings. Durch diese Unterschiede gelingt es, im Wechselspiel zwischen Coachee und Coach neue Sichtweisen und Erkenntnisse zu sammeln. Damit sind wir bei den wichtigsten Vorteilen gegenüber anderen Coaching Verfahren:

Die wichtigsten Vorteile des systemischen Coachings

  1. Die Schaffung von sehr viel mehr Erkenntnismöglichkeiten durch die Betrachtung der Zusammenhänge, und die Betrachtung der Wechselwirkungen der Bestandteile des Systems aus unterschiedlichen Perspektiven. Es ist ein großer Vorteil das gesamte Mobile (= Spiel)  im Zusammenspiel der Elemente aus verschiedenen Blickrichtungen anzuschauen als nur ein Element des Mobile.
  2. Die Klärungshilfe durch das Bewusstwerden von blinden Flecken. Die blinden Flecken, die nur durch die gezielt gesteuerten Perspektivwechsel und die darüber deutlich werdenden Unterschiede sichtbar werden.
  3. Die Möglichkeit durch Perspektivwechsel in der Vielfalt von Informationen und Sichtweisen, Muster zu entdecken, wo vorher nur durcheinander und Informationsflut war.

Dieses Weltbild und die damit entstehenden Unterschiede machen die Auftragsklärung im systemischen Coaching bereits zu einer Intervention. Wer gehört zum System, wer oder was gehört in das relevante Umfeld, was wird vom Coachee unbewusst ausgeblendet, vom Coach aber wahrgenommen.

Die ersten Unterschiede werden fruchtbar gemacht: es werden Arbeitshypothesen für das weitere Coaching entwickelt. Aber es können immer nur Hypothesen, keine Wahrheiten sein, denn das würde ja dem systemischen Weltbild widersprechen. Ist die zu klärende Frage mit der der Klient kommt die nützliche Frage? Oder verändert sie sich aus unterschiedlichen eingenommenen Systemperspektiven für den Coachee?

Bei jedem folgenden Coachingtreffen werden die Hypothesen im Sinne der Zielerreichung des Klienten überprüft: Auftragsklärung wird damit zu einem den Coaching Prozess kontinuierlich begleitenden Prozess. Der Auftrag und die Arbeitshypothese können sich ja im Lichte gemachte Erfahrungen vollkommen verändern.

Wichtig ist, dass der Coach das „Wie“ des Coachings prägt. Das „Was“ wird im Kern von dem Coachee und der Interaktion zwischen Coachee und Coach gefüllt. Das was dem Coachee hilft, ist richtig. Die Offenheit für diese Veränderung ist zentraler Bestandteil und Stärke des systemischen Coachings, da ja davon ausgegangen wird, dass Wahrheiten nicht existieren. Dies gilt, auch wenn der Coach für sich eine vollkommen andere Auffassung des Problems und der möglichen Lösung hat.

Das „Wie“ im systemischen Coaching wird sehr stark durch eine Fülle von systemischen Fragetechniken geprägt. Insbesondere zirkuläre Fragen, die helfen systematisch einen Perspektivenwechsel zu ermöglichen, sind hier als besonderer Vorteil des systemischen Coachings zu nennen.

Bei den zirkulären Fragen wird der Coachee aufgefordert, nicht sich zu beschreiben, sondern sich zu beschreiben wie er aus Sicht anderer gesehen wird. Der Coachee wird zum Beobachter seiner selbst in dem als relevant definierten System. Er sieht sich als Teil des Mobiles. Der Coachee kann hin und herspringen zwischen der Wahrnehmung seiner selbst und seiner selbst als Bestandteil des Mobiles, sowie sich anschauen aus der Sicht der anderen Mobile-Elemente. Neue Welten tun sich auf!

Systemisches Coaching bedarf erfahrener Change Berater

Nun ist das alles kein Selbstgänger. Wie bei anderen Coachingverfahren steht und fällt das Verfahren mit der Person, die es anwendet. Und gerade das systemische Coaching ist nicht sofort intuitiv zugänglich. Es braucht eine systemische Coachingausbildung und ein kontinuierliches Training des systemischen Denkens. Es bedarf auch des Trainings der systemischen Coachingtechniken im Coaching-Prozess. Und es ist eine Herausforderung an den Systemischen Coach, Bescheidenheit im Umgang mit den eigenen Wahrnehmungen zu üben. Nur dann werden die beschriebenen Wahrnehmungsschätze wirklich gehoben werden können.

Motivation zur Veränderung

Was ist systemisches Changemanagement?

Ist systemisches Changemanagement ein Modebegriff oder hat er tatsächlich Auswirkung auf die Art der Beratung und auf das Change-Management Vorgehen? Dr. Rüdiger Klepsch von Systemische Managementberatung Dr. Klepsch & Partner erläutert die Unterschiede.

Die traditionelle, betriebswirtschaftliche Organisationslehre sieht in Organisationen zielorientierte, rational gestaltete Gebilde, innerhalb deren Menschen zweckrational agieren. Systemische Organisationstheorie und damit auch das systemische Changemanagement sieht hingegen die Komplexität und Dynamik, die Widersprüchlichkeit, das Konfliktträchtige und den Prozess als Wesensmerkmale von Organisationen an.

Systemisches Changemanagement und das systemische Weltbild

Um hier Denken und Vorgehen transparent und nachvollziehbar zu machen, braucht es eine Theorie.

Systemisches Changemanagement hat als grundlegende Theorie ein systemisches Weltbild. Kurz zusammengefasst geht dieses Weltbild von folgenden Annahmen aus: es gibt für einen systemischen Changeberater nicht die Wahrheit sondern verschiedene Wirklichkeiten. Jeder konstruiert sich seine Wirklichkeit. Auch wenn ich es im ersten Moment nicht wahrhaben will, alles was gesagt wird, wird immer von einem Beobachter gesagt.

Das gilt für den Klienten/das zu beratende Unternehmen und für das Beratungsunternehmen/den Berater. Es gibt kein falsch oder richtig. Falsch und richtig ist abhängig von der jeweiligen Perspektive. Durch diese bewusst eingenommenen Perspektiven der verschiedenen Systemelemente entstehen Unterschiede. Diese Unterschiede sind das eigentliche Gold in der Changeberatung als darüber zur Veränderung motiviert werden kann.

Wir sehen nun etwas anderes und können nicht mehr naiv weiterspielen!
(Ludwig Wittgenstein)

Weiter gehen wir davon aus, dass Organisationen ein mehr oder weniger autonomes Eigenleben führen. Sie sind daher auch nicht direkt beeinflussbar und auch nicht gänzlich durchschaubar. Organisationen reproduzieren sich mittels Kommunikation ständig selbst. Sie sind in permanenter Veränderung begriffen und er schaffen immer neue passende Ordnungsgefüge.

Diese internen Organisationsstrukturen sind Konstrukte. Sie verleihen innerhalb der Organisation Sicherheit und Stabilität, behindern aber gleichzeitig das Reagieren auf Veränderungen in einer volatilen, komplexen Umwelt.

Die Theorie bestimmt was wir wahrnehmen!
(Albert Einstein)

Aber Organisationen können nicht nur aus Not und Druck von außen lernen. Sie können auch durch das Wahrnehmen von Unterschieden – zu dem sie durch die Beratung gebracht werden – zur Veränderung selbst motiviert werden. Die Möglichkeit des Einflusses auf das Systemgeschehen von außen ist sehr beschränkt.

Die Tatsache, dass man soziale Systeme nicht zuverlässig steuern kann, heißt nicht, dass man sie nicht steuern kann (Fritz Simon)

Das Berater-System kann dem Klienten-System durch den angeleiteten Perspektivwechsel die Widersprüche zwischen Verändern und Bewahren aufklären und für eine Bearbeitung

Die systemische Schleife

Aufbauend auf der Systemtheorie ist die systemische Schleife ein zentrales Denkwerkzeug und ist von allen in der Beratung tätigen aufgenommen und gestaltet worden. Wir schließen uns der Landkarte, die Roswitha Königswieser vorschlägt an. Wie funktioniert die: Zuerst sammeln wir Informationen, bilden Hypothesen, bevor wir Interventionen planen und durchführen. Wenn man die Aussage der Systemtheorie, das alles, was gesagt wird ein Beobachter sagt, ernst nimmt und auch auf sich selbst anwendet, enthält jeder einzelne Schritt der Schleife auch in sich die Schleife von Informationssammlung, Hypothesenbildung und Intervention. So ist auch schon der Schritt der Informationssammlung immer auch schon  gleichzeitig Intervention.

Systemische Hypothesen beschreiben Beziehungsdynamiken, Wechselwirkungen, Prozesse, binden Kontexte ein und sind lösungsorientiert. Sie versuchen den verborgenen Sinn von Problemen konstruktiv weiterführend, ressourcenorientiert zu erfassen.

Systemisches Changemanagement ist zielführend

So ist es die Aufgabe des systemischen Changeberaters die systemische Schleife auf den gesamten Veränderungsprozess anzuwenden: Es gibt keine Inhaltssicherheit, also muss Prozesssicherheit hergestellt werden. Holzschnittartig heißt das praktisch: in regelmäßigen Abständen müssen die Effekte der hypothesengeleiteten Interventionen überprüft werden. Klientensystem und Beratersystem entwickeln gemeinsam Flughöhe und gucken auf die Effekte. Die Ergebnisse entscheiden, ob die Hypothese richtig im Sinne von zielführend war, oder ob sie in Richtung Zielbild angepasst werden muss.

Die Change Landkarte

Change ist nicht gleich Change. Die Changeprojekte können unterschieden werden nach Veränderungsbereitschaft/-fähigkeit (Niedrige Veränderungsbereitschaft versus hohe Veränderungsbereitschaft der Organisation) und nach Auswirkung des Changes (Evolution versus völlige Transformation) Hier schließen wir uns Heitger (Doujak,Heitger 2002, Harte Schnitte und Neues Wachstum) an und unterscheiden zumindest fünf große strategische Ziele: das Überleben, das Mobilisieren, das radikale Neupositionieren, das Erneuern und die lernende Organisation.

Jede dieser Change Zusammenhänge erfordert unterschiedliche Change-Designs und damit unterschiedliche Change-Architekturen.

Hier bieten wir als Beratersystem dem Klientensystem Erfahrungswerte und Muster an, die sich in den verschiedenen Change-Projekt-Typen wiederholt haben.

So erfordert die Steuerung eines Sanierungsprojekts ( ein Projekt mit hoher Veränderungsdringlichkeit und notwendigerweise hoher Veränderungsbereitschaft )eine straffe und ergebnisorientierte top down Steuerung. Die Change-Architektur wird parallel zum Tagesgeschäft als eigene Krisenorganisationen eingerichtet, um neben dem Tagesgeschäft inhaltliche Sanierungskonzepte zu konzipieren. Es braucht eine konsequente, zielgruppenspezifische Krisenkommunikation und das Controlling der Ergebnisse über die Linie.

Bei einem Mobilisierungs – Change – Projekt hingegen wie zum Beispiel bei der Einführung der 6 Sigma Prozessoptimierung, um das Tagesgeschäft besser zu organisieren. Hier handelt es sich um ein Projekt mit geringer Veränderungsnotwendigkeit und erfordert auch keine übermäßige Veränderungsbereitschaft

Das Change-design sieht vollkommen anders aus: das Change-Design fordert hier als Steuerungstool ein klares Commitment des Topmanagement und die konsequente, ergebnisorientierte Steuerung Bottom-up und Topdown sowie intensive Trainingsinterventionen.

Das Klientensystem entscheidet, ob die Muster oder Teile davon im Unternehmen davon anschlussfähig sind. So ist systemische Changeberatung immer ein co-kreativer Akt von Berater-System und Klienten-System.

Change Management Beratung - Was ist Change Management?

Typische Ziele systemischer Interventionen:

Überleben sichern und Erfolg haben, durch

  • öffnen alternativer Sichtweisen,
  • Wahrnehmungs- und Interaktionsmuster bewusst machen
  • Auflösen von rigiden Strukturen
  • Sichtbar machen von Widersprüchen und Enttabuisierung latenter Themen
  • Steigerung des Reflexionsniveaus

Coaching im betrieblichen Führungsalltag

Wann ergibt (systemisches) Coaching durch Führungskräfte keinen Sinn?

Dr. Rüdiger Klepsch

Dr. Rüdiger Klepsch

Inhaber und Change Berater

Ihr Ansprechpartner für effektives Change Management

Coaching im betrieblichen Führungsalltag erlebt einen Boom. Vollkommen zurecht. Aber es gibt Situationen, wo es überhaupt keinen Sinn ergibt oder sogar Schaden anrichtet. Wir fragen den Geschäftsführer, systemischen Coach und Executive Coach der systemischen Managementberatung Dr. Klepsch & Partner über seine Erfahrungen der letzten 25 Jahre:

Lassen Sie mich die Frage aus 4 Blickwinkeln beantworten:

Wann sollte die Führungskraft nicht coachen?

Coaching dient dazu, die Leistungsfähigkeit einer Mitarbeiter*in für das Unternehmen zu erhöhen. Je mehr es um Ziele geht, die in Richtung persönliche Entwicklung mit unklarem Bezug zum Nutzen für das Unternehmen gehen, umso größer die Verantwortung des Führungskraft-Coaches, die Entwicklung in die Hände eines externen Coaches zu legen, wenn es denn vom Unternehmen zum Beispiel als Belohnung unterstützt wird.

Je privater, je persönlicher, umso wichtiger, dass der Coachingprozess aus dem Unternehmenskontext herausgenommen wird. Führungskräfte und Mitarbeiter*innen sind als Menschen zwar gleichwertig aber nicht gleichrangig. Damit sind für mich alle privaten, nicht-beruflichen Themen No-Coaching Themen.

Ein externer, selbständig arbeitender Coach ist auf Augenhöhe mit seinem Coachee, das ist qua Arbeitsvertrag bei einem internen Coaching nicht möglich. Damit ist eine Sollbruchstelle in einem Coachingprozess definiert, die während des Coachings und in der Zeit danach zur Verwirrung führen muss. Es klingt selbstverständlich; aus Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht selbstverständlich ist: die Bereitschaft eines Mitarbeiters sich zu privaten Themen von dem Vorgesetzten coachen zu lassen dürfte und sollte jedenfalls gegen Null gehen.

Auch wenn der Vorgesetzte gern coachen möchte, der Mitarbeiter aber nicht gecoacht werden möchte, also keine Bereitschaft besteht oder nur widerständig dem Coaching zugestimmt wird, halte ich ein Coaching für falsch. Coaching ist auch eine Serviceleistung des Vorgesetzten. Sie ist zwar nicht uneigennützig, nimmt aber viel Zeit in Anspruch. Kein Coaching mit jemanden, der nicht zum Coaching bereit ist! Wie bei der Psychotherapie beruht die Wirksamkeit von Coaching zu 40 Prozent auf der Bereitschaft der Person, sich zu verändern, sagt Adrian Furnham, Professor für Psychologie an der University of California.

Manchmal ist ein Coachee einfach nicht bereit, sich coachen zu lassen. Das muss nicht Ausdruck von Mangel sein, sondern kann einfach am Timing liegen. Der Mitarbeiter-Coachee muss offen und bereit sein, ein größeres Selbstbewusstsein zu entwickeln. Manche Menschen sind dazu nicht bereit.

Kann die Führungskraft coachen?

Zwar ist es kein No-Coaching Thema, aber eine No-Coaching Situation. Wenn die Führungskräfte Coaching einfach nur als neues Lieblingsthema sehen, aber nicht ausgebildet sind, kann damit durchaus auch Schaden angerichtet werden. Auch wenn immer noch viele Manager wenig Begeisterung für Coaching aufbringen, sind die meisten doch überzeugt, ziemlich gut darin zu sein. Bei dem Coaching-Ansatz stellen Manager im Wesentlichen Fragen statt Lösungen parat zu haben. Sie unterstützen Mitarbeiter*innen systematisch in ihrer Entwicklung. Viele Führungskräfte haben das Gefühl, eigentlich keine Zeit dafür zu haben. Sie tun sich schwer mit den nötigen Veränderungen und fallen dann zurück in das Muster von Anordnung und Kontrolle. Damit wird das Vertrauen in die Ernsthaftigkeit von Coaching untergraben. Die Methode an sich wird abgewertet. (Dies gilt allerdings für jede Führungsfertigkeit, die nicht trainiert wurde.)

Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie ein guter Coach sind, starten Sie doch mit der einfachsten Form des (nicht-direktiven) Coachings, dem Sparring: bieten Sie einem Mitarbeiter an, mit Zeit genau zuzuhören, fassen Sie zusammen, was Sie gehört haben, nicht was Sie denken, stellen Sie, nachdem quittiert wurde, dass Sie die Sichtweise des Gegenübers erfasst haben, Ihre Fragen. Werten Sie danach Ihre Erfahrungen für sich, vielleicht mit dem Mitarbeiter aus. Wenn Sie Spaß daran gefunden haben, kümmern Sie sich um eine Coachingausbildung.

Darf die Führungskraft coachen?

Es gibt Unternehmen sogenannte High Risk Organisationen (Kernkraftwerke, Flugzeugträger,…) , wo eine Null-Fehler-Kultur überlebensbedeutsam ist. In diesem Feld engmaschiger Kontrollen ist sehr achtsam mit dem Instrument Coaching umzugehen. Die Frage ist, ob die vorgegebenen Regelungen überhaupt einen Freiraum im Coaching ermöglichen. Holzschnittartig kann man sagen, dass alle Situationen, wo Sicherheitsrisiken (Gefahren für Leib und Leben, Unternehmensschäden,…) und Rechtsrisiken (drohende Klagen,..) im Raum stehen, mit besonderer Umsicht und Verantwortlichkeit angegangen werden müssen. Zumindest muss sichergestellt sein, dass keine Gefährdung für Personen oder Unternehmen durch das Coaching entstehen.

Muss die Führungskraft coachen?

Neben dieser grundsätzlichen Einschränkung sehe ich ein internes Coaching als kontraindiziert an, wenn eine Mitarbeiter*in von vornherein sehr deutlich unter den Leistungserwartungen bleibt. Coaching ist eine Führungstechnik, aber kein Ersatz für einen in diesem Fall besser geeigneten Entwicklungsplan. Gezieltes Feedback und gezielte Trainingsmaßnahmen, um Kompetenzen aufzubauen, scheinen besser geeignet. Situationen, in denen eine Anweisung und ein klares Herangehen einfach vermittelt werden kann, ist in der Regel kein Coaching Thema. Wenn ich als Vorgesetzter ganz genau weiß, was wie zu erledigen ist, ist es einfacher, es einfach zu sagen.

Ist Coaching mehr als ein Modetrend?

Executive Coaching boomt! – Warum eigentlich?

Jeder kann sich zur Zeit Coach nennen. Die Standards sind nicht gesetzlich definiert. Definierte Vorherrschende Standards sind freiwillig. Es gibt daher hervorragende Coaches und es gibt Coaches, die ohne Ausbildung oder nach zwei Wochenenden Kursen sich als Executive Coaches bezeichnen. Wenn es noch nicht einmal klare Erfolgsparameter oder standardisierte Kriterien zur Beurteilung des Return-on-Investment gibt.

Einen validierten Unterschied stellt das systemische Coaching dar:

Systemische Coaching Ausbildung sichert Ihren Wettbewerbsvorteil

Warum ist trotzdem eine neue Industrie entstanden?

Folgt man den Zahlen der International Coaching Federation, die in den neunziger Jahren für internationale Standards in dieser neuen Industrie verantwortlich zeichnete, wurden 2017 in den USA 2,35 Milliarden $ für Coaching ausgegeben. Im gleichen Zeitraum waren es in West Europa 898 Millionen $. Executive Coaching ist zu einer Industrie geworden. Die Nachfrage ist kontinuierlich gewachsen.

Und dabei ist Coaching nicht billig! Laut ICF kostet die Coaching Stunde in den USA im Schnitt 231 $. Aber Durchschnitt meint, dass erfahrene Coaches (=mehr als zehn Jahre Coaching Erfahrungen) im Schnitt 330 $ aufrufen. In West Europa kostet die Stunde im Schnitt 288 $. Auch hier sind die nachgefragten Coaches bedeutend teurer.

Wenn es mehr als eine Modeerscheinung ist, durchaus mit Kosten verbunden ist, muss es etwas bringen. Und in der Tat es gibt gewichtige Stimmen der Businesswelt und es gibt mittlerweile empirische Untersuchungen.

Äußerungen des Ex CEO von Google Erik Schmidt, der über sich und über seine Wahrnehmung der Manager im Silicon Valley berichtet und seine Erfolge auch auf seinen Coach zurückführt, befördern das positive Image. Aber unabhängig von Einzelmeinungen, es gibt auch Fakten: laut Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching[1] bestätigen sich die empirischen Ergebnisse, die im deutschsprachigen Raum von Professor Schermuly und seinen Mitarbeiterinnen veröffentlicht wurden.

DeHaan und Mitarbeiterinnen (2019)[2] konnten in einer Untersuchung mit einer Kontrollgruppe, die kein Coaching erhalten hatte, aufzeigen, dass 85 % mit ihrem Coaching sich deutlich besser fühlten. Noch eindrucksvoller: deren verantwortliche Linienmanager bestätigten ebenso eine höhere Leistungsfähigkeit.

Coaching hat also in mehreren Befragungen eine positive Auswirkung auf das persönliche Wohlgefühl, die Arbeitszufriedenheit, die Selbststeuerung und Leistungsfähigkeit. Alles keine 100 % Beweise aber zu mindestens eine Bestätigung, dass es nicht nur um Marketing und Wolkenschieberei geht.

Was macht ein Coach eigentlich um diese Effekte zu erzielen?

Die Aufgabe des Coaches ist es, respektvoll, freundlich, auf Augenhöhe herauszufordern. Der Coach ist nicht der höfliche Freund. Vielmehr soll er wohlmeinend irritieren, herausfordern, nachdenklich machen und hoffentlich zu neuen Erkenntnissen verhelfen. Die Rolle des Executive Coaches ist es, auf Augenhöhe dem Coach zu helfen, sich zu sich selbst und zu seiner Umwelt in Beziehung zu setzen. Mit Flughöhe auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schauen, um die eigene Leistungsfähigkeit zu stärken. Das ist der Job. Erfahrene  Coaches können unterscheiden, wann etwas nicht in das Coaching sondern in die Psychotherapie gehört. Gute Coaches machen ihre Klienten nicht abhängig, um Geld zu verdienen.

Nebenbei Coaching ist auch für den Coach nicht ohne Anstrengung.

Coaching hört sich leicht an. Aber ähnlich wie in der Psychotherapie ist für Tor geöffnet für eine emotionale Überforderung. Schließlich heißt es Ärger, Wut, Depressionen und Ängste in sich aufzunehmen, aber nicht an sich heran zu lassen.

Auf Plausibilitätsebene nimmt die Nachfrage nach qualifizierten Executive Coaching zu, weil das Arbeitsumfeld zunehmend komplexer wird. Ich bekomme mit dem Executive Coaching ein personalisiertes Entwicklungsangebot, das durch das VUKA (volatil, unsicher, komplex, Ambiguität) – Umfeld zu steuern hilft. Nicht Lösungen sondern die Logik des auf die Person und Situation abgestimmten Lösungswegs wird zur Verfügung gestellt.

Hinzu kommt, dass auch heute die Luft an der Spitze immer dünner wird: Freunde und Familie erzählen einem, mit Abstrichen, was man hören möchte. Mit wem kann ich, ohne dass ich Interessen vermuten muss, in einen herausfordernden Austausch auf Augenhöhe gehen? Zu wem habe ich Vertrauen, mich unperfekt zeigen zu können: professionelle Zuhörer und Fragensteller. Executive Coaches sind professionelle Zuhörer und Fragensteller. Bequem zu organisieren ist es auch. Mittlerweile kann ich Executive Coaches einfach und sogar online buchen.

Früher wurde Coaching als Schwäche interpretiert und häufig geheim gehalten. Heute prägt das Bild des Athleten die Diskussion, der einen persönlichen Coach zur Verfügung gestellt bekommt, um Spitzenleistungen zu zeigen.

Business-Coaching ist deutlich mehr als eine Modeerscheinung, da das Coaching auch im eigenen Führungsalltag als Führungstechnik mit den eigenen Mitarbeitern Einzug gefunden hat. Es hilft komplexe Problem zu bewältigen.

Nicht Moderescheinung aber Abbild des Zeitgeists: wie in fast allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens werden Angebote einer auf die Person und Situation zugeschnittenen Dienstleistung gern genommen, insbesondere wenn es gelingt, etwas Festverwurzelndes im eigentlich Bodenlosen an die Hand zu geben.

Literatur

De Haan, E.; Gray, D.E. & Bonneywell, S.: Academy of Management Learning and Education, 18.4, 1-25, 2019: Executive coaching outcome research in a field setting

Quellen:

[1] Greif, Müller, Scholl, 2018.
[2] De Haan, Gray, Bonneywell, 2019.

Coaching. Training. Speaking.

Events

► WDR Führungskräfte-Klausur

Dr. Rüdiger Klepsch

Bildnachweis: WDR/Linda Meiers

Feedback für Dummies, Taschenbuch, 2015, Wiley-VCH

Bücher

Management-Journal Juni 2015:

„Feedback für Dummies ist zum einen die dringende Aufforderung, eine produktive und professionelle Feedbackkultur im Unternehmen zu verankern. Und zum anderen bietet es viele praktische „Vorlagen“ für alle Arten von Feedbackgesprächen. Das ist umso wichtiger, als Führungskräfte in der Regel keine Psychologen sind und vor zwischenmenschlichen Schwierigkeiten am liebsten ausbüxen – und damit den notwendigen Informationsfluss zum Schaden des Unternehmens aus dem Lot bringen. Das Buch zeigt Ihnen, dass Feedback geben und erhalten gar nicht so schwer ist – aber unglaublich wichtig.“

Rüdiger Klepsch, Feedback für Dummies, Taschenbuch, 2015, Wiley-VCH

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